Mellen - ein Dorf im Sauerland

Mellens Bus stünde schon bereit

WP vom 12.07.2025 von Alexander Lück, Foto Alexander Lück

Fast 90 Minuten Vollgas und das Dorf dabei von seiner besten Seite gezeigt: Mellen hat für die Jury des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ am Donnerstag alles gegeben und Inhalte wie Emotionen unter großer Beteiligung von Alt und Jung präsentiert. Nun braucht es Geduld, denn die Ergebnisse werden erst im September bekanntgegeben. Ein Bus zur Siegerehrung in die Hauptstadt stünde aber schon bereit.

Eine Rundtour mit kleiner Verspätung

Mellens großer Auftritt beginnt erst einmal mit Warten vor der Schützenhalle. Was war nicht im Vorfeld der Jurybereisung zum Landeswettbewerb immer wieder betont worden, wie genau der Zeitplan bei der Vorstellung eingehalten werden muss. Zunächst aber setzt diesen die Jury selber außer Kraft. Mehr als eine halbe Stunde später als geplant erreicht ihr Bus nach der vormittäglichen Station im Kreis Olpe Mellen. Siggi Drees, seit Anbeginn der Teilnahme in der 70ern dabei und mit den Fäden in der Hand, lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen und gibt derweil letzte Anweisungen, etwa in Richtung des Männergesangvereins. „Wenn die Jury aus dem Bus steigt, fang ihr an zu singen.“ Letzte Abfrage, wie viele Minuten genau das Lied dauert und dann nach Ankunft des Busses erklingen sie auch schließlich, die Strophen, welche das Dorf Mellen in all seiner Schönheit in den sauerländischen Hügeln beschreiben.
Nachdem sich die fast 20-köpfige Jury, besetzt etwa mit Vertretern der Landwirtschaftskammer NRW, Experten für Stadtentwicklung, Kultur, Tourismus oder Bauen, vorgestellt hat, stellt Drees zur Sicherheit nochmal die Frage: „Ab jetzt läuft dann die Uhr für uns?“ Genau so ist es. Der Zeitplan war im Vorfeld detailliert ausgearbeitet worden. Und er sollte so genau eingehalten werden, dass Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt gar Theo Drees bei seinem Vortrag zum MGV unterbrechen musste, dieser schließlich nur etwas widerwillig das Mikrofon abgab. Die von Ostern bekannten Rärteln hatten zuvor lautstark die ablaufende Zeit angekündigt. Helmut Schäfer wiederum animierte das, Schnellsprechrekorde aufzustellen wie einst Dieter Thomas Heck in der ZDF-Hitparade. Der Humor kam bei Schäfer aber auch nicht zu kurz, als er von den Dorfkümmerern erzählte: „Nach der Arbeit kümmern wir uns dann auch immer gut um uns selbst.“
Die Präsentation verbindet die Gruppen und Vereine im Dorf von den Schützen (größter Verein, Durchschnittsalter des Vorstandes gerade mal 28 Jahre) mit sozialer Infrastruktur wie dem als Jugendraum genutzten alten Feuerwehrhaus. Dort kann eine junge Teilnehmerin berichten, von nachhaltigen Initiativen in Richtung Energieautarkie durch die PV-Anlage bis zu persönlichen Geschichten von Mellener Bürgern. Dominique Seirung, die mit der Familie ein über 200 Jahre altes Haus umgebaut hat, sagt: „Zurück ins Dorf zu gehen, hat sich gelohnt.“ Ganz neu wiederum kam Jörg Sterzenbach: „Die Integration in dieses Dorf ist einmalig. Da macht es auch Spaß, sich selber einzubringen. Es war eine absolut richtige Entscheidung.“ Zuvor hatte er von der Ersthelfer-Gruppe berichtet, die im Fall des Falles noch vor Rettungsdienst und Notarzt eingreifen kann.
Schlaglichtartig noch ein paar weitere Stationen der Präsentation: der gemütliche Martinsmarkt mit tausenden Besuchern, stimmungsvolle Adventsfenster vor Weihnachten, Babywald, Heimattafeln, die auch Kinder ansprechen sollen, Gedanken zur Mobilität, ein Trinkwasserbrunnen, der demnächst vor der Kirche stehen soll, eine Tauschbörse für Gegenstände wie Lebensmittel digital oder ganz handfest, neue Angebote durch Nadine Richter im Landmarkt.

Entscheidung erst im September

Zwischendrin gibt es immer wieder betriebsame Absprache, wo denn jetzt der nächste Vortrag anfängt. Und einmal auch die nervöse, laut ausgerufene Frage: „Wo ist eigentlich Schulte?“ Mellens Feuerwehrchef taucht natürlich noch rechtzeitig auf für seinen Redepart. Die Jury - jedes Mitglied mit Spezialgebieten - hat einiges zu notieren. Und noch auf dem Weg haben sie Gelegenheit, Nachfragen an die jeweiligen Mellener Experten zu stellen. Zum Beispiel an Johanna Vedder-Stute zu Dorfenergiegenossenschaft und PV-Anlage: „Es ging etwa darum, welche Projekte wir für die Zukunft planen oder wie wir den Strom vermarkten “, erzählt sie im Anschluss. Der Platz in der Präsentation ist eben begrenzt, tieferes Verständnis können die Mellener Verantwortlichen aber bei Bedarf auch vermitteln.
Und dann ist der gesamte Tross irgendwann im Generationenpark angekommen, sehr gut angenommen seit seiner Eröffnung, wie Daniel Schulze Tertilt ausführt. Auch Balves Bürgermeisters Hubertus Mühling (CDU) hat noch ein Lob für Mellen mitgebracht: „Es ist einer der kleineren, aber sich auch der quirligeren Ortsteile.“ Landrat Marco Voge (CDU) war zum Heimspiel seines Heimatdorfes beim Wettbewerb extra in aller Herrgottsfrühe aus Berlin aufgebrochen, wie er berichtet. Auch er wird ein gutes Ergebnis herbeisehnen. Verkündet wird das aber erst im September, nach den Ferien stehen noch weitere Bereisungen im Rheinland an, 33 Dörfer nehmen insgesamt in NRW teil. Da ist es verständlich, dass sich die Kommission noch nicht tiefer in die Karten schauen lässt als dieses Lob, welches die Juryvorsitzende Kristina Humpesch am Ende mitteilt: „Das war ein sehr schöner Abschluss unser Bereisungswoche.“
Letztlich hat Mellen das vorgesehene Limit von 90 Minuten um eine Viertelstunde unterschritten, ohne Wichtiges auszulassen. „Ich hatte wegen der Zeit schon etwas Sorge, denn den letzten Punkt wollte ich auf keinen Fall vorenthalten“, erzählt Daniel Schulze Tertilt grinsend, als die Jury schon wieder im Bus sitzt. Denn der hinterlässt wirklich Eindruck: Mellens Nachwuchs in einem Bus Marke Eigenbau, Fahrtziel Berlin, der sich durch die Jury und weit über 100 Besucher schob, mit dem Schlachtruf, der sonst vor allem Fußballfans vertraut ist: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Kommt ihr mit?“ Da war der Applaus wie auch die Antwort natürlich lautstark.
Und als danach eine erschöpfte, aber auch glückliche Siggi Drees darauf antwortet, was von diesem Tag denn womöglich am besten angekommen sein könnte bei den Juroren, ist sie überzeugt: „Dass so viele Menschen heute da waren, und vor allem auch viele Kinder.“

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