Mellen - ein Dorf im Sauerland

Folgen des Klimawandels in Mellen

Kyrill

Am Abend und in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 fegte einer der in jüngster Zeit stärksten Orkane über unser Gebiet. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km entwurzelte er sowohl Nadel- als auch Laubbäume mit unvorstellbarer Wucht. Mehr als ein Drittel des Waldes und sogar die Hälfte des Holzvorrates, da vornehmlich Starkholz betroffen war, fiel Kyrill in unserer Gegend zum Opfer. Begleitet von Stromausfällen, erlebten die Mellener diese Nacht als ein unheimliches und furchteinflößendes Szenario. Bis ins Dorf hörte man 100 Jahre alte Buchen ächzend umstürzen (Fläche hinter der Aussichtsplattform). Die Feuerwehr musste das Freischneiden der Zugangsstraßen aufgrund zu hoher Gefahr abbrechen. Einige Mellener versuchten noch, von außen ins Dorf zu gelangen , z. Teil zu Fuß über die Felder, z. Teil mit dem Auto. Sie riskierten dabei ihr Leben. Zeugnis davon ist das Kyrill-Denkmal auf dem Dorfplatz ,Start- und Endpunkt des Kalamitätenrundwegs (Schäden durch Kyrill und Borkenkäferbefall). Am nächsten Morgen war die Landschaft rings um Mellen nicht mehr wiederzuerkennen. Kyrill hatte die Bäume wild durcheinandergeworfen. Riesige Wurzelteller ragten steil auf.

kyrill

Alle Zufahrtsstraßen waren blockiert.Wege und Parzellengrenzen in der Waldflur waren nicht mehr auszumachen. Die Mellener konnten nicht fassen, dass der Wald, mit dem sie aufgewachsen waren, von einem auf den anderen Tag so zerstört war und damit auch ein Großteil der wirtschaftlichen Grundlage der heimischen Forstwirte vernichtet war.
Keiner ahnte damals, dass es noch schlimmer kommen sollte.

Borkenkäferkalamität

Drei aufeinanderfolgende sehr trockene Sommer in den Jahren 2018 bis 2020 brachten die Fichtenbestände speziell im Sauerland, auch rund um Mellen, derart in Stress, dass der Borkenkäfer (bei uns der Kupferstecher und Buchdrucker) ideale Bedingungen fand, die Fichten großflächig zu befallen. Die Bäume waren aufgrund der Trockenheit so geschwächt, dass sie nicht mehr genug harzen konnten, um die Milliarden Käfer abzuwehren. Hatten die Waldbauern anfangs noch gehofft, durch zügige Aufarbeitung befallener Flächen und durch Aufstellen von Fallen einen weiteren Befall zu verhindern, mussten sie im Sommer 2020 tatenlos zusehen, wie innerhalb weniger Wochen der noch vorhandene gesamte Fichtenbestand dem Borkenkäfer zum Opfer fiel. Der Waldboden war innerhalb kürzester Zeit von einem Nadelteppich übersät. Der wirtschaftliche Schaden war immens. Bedingt durch das plötzlich auftretende Überangebot sank der Holzpreis zu Beginn auf nur 10% seines ursprünglichen Wertes. Wie es weitergeht, ist fraglich. Für viele Waldbesitzer bedeutete dies den Dolchstoß. Neuanpflanzungen sind teuer. Selbst wenn der Staat diese fördert, bleiben sie arbeitsintensiv, und wer kann aufgrund des Klimawandels und der Sorge vor weiteren Dürrejahren schon einen Erfolg garantieren?
Eine Wanderung durch alte Fichtenbestände wird hier niemand mehr erleben. Und selbst eine Wanderung durch zusammenhängende alte Baumbestände bleibt wohl erst der übernächsten Generation vorbehalten. So bieten die Wälder um Mellen nun einen traurigen Anblick, wenngleich mit spektakulären Ausblicken.

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