Bank macht mobil
WP vom 24.06.2022 von Jürgen Overkott
Mellens Dorfkümmerer und das Heimatforum des Golddorfs bringen Bewegung in die Mobilitätsdebatte. Heimatforumschef Raimund Vedder-Stute sowie die Dorfkümmerer Otmar Hermanns und Matthias Köster haben am Donnerstagmorgen eine Mitfahrerbank an der Mellener Straße vor St. Blasius aufgestellt – in Fahrtrichtung Mellen. In Gegenrichtung gibt es ebenfalls Mitfahrgelegenheiten ab Bushaltestelle im Golddorf. Stadt und Polizei haben zugestimmt.
Die drei Ehrenamtler haben die Bank aus der Produktion des Garbecker Unternehmens Paul Müller GmbH aufgestellt, fixiert, bezahlt hat sie die Stadt. Zudem haben die Ehrenamtler einen Pfahl in die Erde gerammt. Oben dran befindet sich ein rotes Klappschild im Bushaltestellen-Stil. Ein hoch gereckter Daumen signalisiert: Hier will jemand mitgenommen werden. Das Schild ist klappbar. Braucht niemand Hilfe, soll’s nach unten zeigen.
Das Material kostet lediglich ein paar Euro fuffzig. Dabei spielt auch das zeitgeistige Upcycling eine Rolle – früher hätte die Aktion wohl Wiederverwertung von altem Material geheißen. „Das Schild“, erläutert Otmar Hermanns, „haben wir aus einer alten Bandenwerbung herausgeschnitten. Der Vertrag war abgelaufen.“ Auch der Pfahl stammt aus Bestand. Arbeitskosten fallen nicht an. Es lebe das Ehrenamt.
Leader-Förderung nicht nötig
Die Maßnahme ist so günstig, dass sich die drei Mellener gegen sich eine mögliche Förderung durch den heimischen Leader-Vereins entschieden haben. „Da hätten wir nämlich auf mindestens 2000 Euro kommen müssen“, weiß Raimund Vedder-Stute und lacht.
Die Idee, fahrzeuglose Hönnetaler mobil zu machen, besteht bereits seit Jahren. So sehr Menschen Balve und seine Dörfer schätzen: Eine Umfrage der Westfalenpost hat im Sommer 2020 ergeben, dass schlechte Verkehrsinfrastruktur vor Ort Ärgernis Nr. 1 ist. Die Mitfahrerbank wäre auch schon längst aufgestellt worden: „Aber da kam uns Corona dazwischen“, sagt Otmar Hermanns.
Die Pandemie ist zwar zwischenzeitlich nicht verschwunden. Verschwunden indes sind die Beschränkungen von Bund und Land. Genau deshalb trauen sich die Mellener. Das Mobilitätsprojekt startet ab sofort.
Autofahrer, die Platz haben, sollten unbedingt in die Einfahrt am Dechant-Löcker-Weg fahren, um Beifahrer aufzupicken – aus Gründen der Verkehrssicherheit. Die Kurve vor der Einmündung Mellener Straße/Hauptstraße ist sehr unübersichtlich.
Wie der neue, unkomplizierte Service angenommen wird, bleibt abzuwarten. Die Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage ist groß.
Unterdessen arbeiten die Stadt Balve sowie die Stadtwerke Menden/Balve an einer App für Mitfahrgelegenheiten. Projektpartner ist die Universität Siegen. Die Arbeiten seien noch im Fluss, wie Projektmanagerin Alessa Näpel von den Stadtwerken Menden am Donnerstag sagt. Eine Paketlösung solle her.
Konturen nimmt das Finale der Aktion „Mobilitätstestinsel“ an. In Eisborn sollen die Bedürfnisse der Bevölkerung vom 9. August bis zum 1. September abgefragt werden. Zugleich geht es um kurz- wie langfristige Verbesserung der Mobilität – vom E-Bike bis zum selbstfahrenden Auto. In Balves Tauchladen an der Bogenstraße macht die „Mobilitätstestinsel“ von Montag, 5. September, an Station. Alessa Näpel: „Wir beteiligen uns auch am Stadtfest am 10./11. September.“